Donnerstag, 17. Februar 2011

Zwischenseminar


Vom 19. bis 23.02.11 bin ich auf meinem Zwischenseminar. In den Weltwärtsregeln ist festgehalten, dass jeder Freiwillige ein Recht auf ein Zwischenseminar in seinem Land hat. Wir (von bezev) werden an dem Seminar von der Kinderhilfe Westafrika teilnehmen. Bezev gestaltet kein eigenes Seminar in Ghana, denn wir wären nur 2 Personen und das ist für einen adäquaten Austausch doch zu wenig :-) Johanna (Freiwillige von bezev, arbeitet an einer Schule in Kumasi) und ich werden uns gemeinsam am frühen Samstag morgen nach Jirapa aufmachen. Jirapa liegt im hohen Norden von Ghana in der Upper West Region. Laut meinem Reiseführer ist der Norden am wenigsten von der europäischen Kultur tangiert- eine Reise zurück zu den eigentlichen Wurzeln des Landes. Ich bin sehr gespannt und werde euch natürlich davon berichten. Bis zum 27.02. habe ich dann noch frei und werde mir wahrscheinlich den Mole Nationalpark anschauen, aber so wie ich mich kenne könnte es auch passieren, dass ich spontan meine Pläne ändere....

Aufmerksame Leser werden sich jetzt wahrscheinlich fragen: Und was ist mit Anja? Ist sie nicht auch mit bezev in Ghana?
Ja richtig: Auch Anja war mit bezev in Ghana und hätte an diesem Seminar teilgenommen. Hätte, wenn sie nicht letzten Donnerstag zurück nach Frankfurt geflogen wäre. Anja ging es leider von Anfang an in Ghana nicht gut und konnte hier nicht ankommen. Sie hat sich die Entscheidung nicht leicht gemacht, aber sie ist dann doch ihrem Herzen gefolgt und das ist immer die richtige Entscheidung. Ich hatte eine unvergesslich tolle Zeit mit Anja und habe eine Freundin in ihr gefunden. Ich bin ihr unendlich dankbar, dass sie mich während ich krank war so unglaublich unterstützt hat. Ohne sie hätte ich nicht gewusst wie ich es überstanden hätte. Aufgrund 2er Engel konnte ich Anja in einem Privattaxi nach Accra zum Flughafen begleiten und mich von ihr verabschieden.

Ich melde mich in 2 Wochen wieder bei euch mit hoffentlich tollen Erlebnissen.... Lasst es euch auch gut gehen!

Samstag, 12. Februar 2011

Krank


Jetzt hatte es mich doch so richtig erwischt. Ich war krank. Was sich erstmal harmlos anhört war leider alles andere als harmlos. In Deutschland bin ich so gut wie nie krank, aber in Ghana, wo die Gesundheitsversorgung so besonders gut ist, habe ich dann direkt mal in die vollen gegriffen :-)

Anja und ich sind am Sonntag den 24.01. vom Bui Nationalpark zurück gekommen. Auf den letzten Metern bevor wir PCC erreichten wurden wir beide schon von Bauchschmerzen begleitet, ich habe mich schwach und ausgepowert gefühlt. Das haben wir aber erstmal auf das anstrengende Wochenende geschoben. Auf PCC habe ich mich ausgeruht und dachte, dass danach wieder alles in bester Ordnung sei. Dem war natürlich nicht so: ich habe leicht erhöhte Temperatur entwickelt (38,4°). Ich hab mir nichts weiter dabei gedacht und bin noch mit Anja in die Stadt gelaufen, um mit meiner Familie zu skypen. Zurück auf PCC stieg das Fieber jedoch immer mehr. Der Verdacht lag nahe, dass ich jetzt doch Malaria habe. In der Nacht stieg das Fieber leider auf 40° und mir ging es von Stunde zu Stunde schlechter. Am nächsten morgen haben Anja und ich beschlossen ins St. Theresa Krankenhaus von Nkoranza zu gehen, um mich untersuchen zu lassen. Ihr müsst wissen, dass es in Ghana kein Hausarztsystem oder was vergleichbares gibt. Jeder, der krank ist, muss zum Krankenhaus gehen, um sich dort behandeln zu lassen.
Als erstes musste ich 10 Cedis für eine Krankenakte bezahlen, wurde dann gewogen, Blutdruck gemessen und Fieber gemessen. Das Fieber ist in der Zwischenzeit auf 36° gesunken, was auch eigentlich typisch für Malaria ist. Dann mussten wir warten, dass der Arzt für uns Zeit hatte, aber da wir ja weiß sind, ging das ziemlich zügig und wir kamen vor den anderen wartenden dran. Der Arzt hat sich meine Symptome angehört und sofort die Diagnose Malaria gestellt. Trotzdem er sich so sicher war, bestand ich trotzdem darauf, einen Bluttest machen zu lassen. Also sind wir zum Labor gegangen und mir wurde auf wirklich
abendteuerlicherweise Blut abgenommen. (Aber die Spritzen und so waren steril). Nach 30 min war das Ergebnis da und wir mussten wieder zum Arzt. Der Bluttest konnte Malaria nicht nachweisen, aber laut Arzt ist das mit den Test hier auch nicht immer möglich. Er hat mir dann Malariatabletten verschrieben. Diese musste ich zuerst an der „Kasse“ zahlen und musste dann zur Krankenhausapotheke um die Medis zu bekommen. Auch hier wurde ich bevorzugt behandelt. Mir wurden sofort meine Medis ausgehändigt, obwohl ca. 40 Leute vor mir in der Schlange waren. (Eigentlich finde ich es furchtbar, dass weiße Menschen bevorzugt behandelt werden, aber mir ging es so schlecht, dass ich in dem Moment wirklich dankbar dafür war). Zurück auf PCC habe ich die ganzen Tage und Nächte in meinem Bett verbracht. Von Tag zu Tag wurde ich schwächer. Das Fieber kam immer wieder in Schüben und wurde von Schüttelfrost begleitet. Sank das Fieber, dann habe ich geschwitzt, geschwitzt und geschwitzt. Meinen Appetit habe ich komplett verloren in der Zeit. Anja hat sich super um mich gekümmert. Sie hat mir immer Wasser geholt, sich um mich gekümmert und auch Essen gekocht. Ich rechne ihr das sehr hoch an, denn wenn ich einen Tag etwas Reis gegessen habe, dann konnte ich es an den nächsten Tagen nicht mehr essen, denn mein Körper hat gegen alles Ekel entwickelt. Sie hat also immer probiert, mir was anderes zuzubereiten, damit ich überhaupt ein paar Bissen herunter bekomme. 

Am Donnerstag morgen waren alle Malariatabletten aufgebraucht, aber ich habe mich deutlich schlechter gefühlt als noch am Monatag. Inneke Bossmann (Tropenmedizinerin, Gründerin von PCC) kam vorbei und meinte, dass ich unbedingt noch mal ins Krankenhaus müsste. Glücklicherweise hat sie Anja und mich mit ihrem Auto zum Krankenhaus gefahren und war auch die Zeit über mit uns dort. Die gleiche Prozedur wie am Montag ging los: wiegen (5 kg weniger als noch am Monatag), Blutdruck und Fieber messen. Dieses mal war das Fieber bei 38,5° und die Krankenschwester meinte ganz verwundert: Oh du bist wirklich krank und hat mich sofort ohne Umwege zum Arzt gebracht. Dieses mal war es ein spanisches Ärzteehepaar. Sie habe sich wieder meine Krankengeschichte angehört und im Gegensatz zu Montag wurde ich aufgrund meines lang anhaltenden Hustens (seit Weihnachten) sogar abgehorcht und auch meine Lunge wurde geröntgt. Das Röntgen ergab, dass ich eine Bronchitis habe. Zudem meinten sie, dass meine Malariatabletten zu schwach waren und haben mir die stärksten verschrieben, die es so gibt. Dann mussten wir wieder alles bezahlen gehen. Ich habe zwar eine Krankenversicherung, aber ich muss zuerst in Vorkasse treten und muss die Rechnungen dann in Deutschland einreichen, um das Geld wieder zu bekommen. Somit gelte ich in Ghana als Privatpatient :-) und werde natürlich auch als solcher behandelt. 

Zurück auf PCC habe ich fleißig Unmengen von Tabletten geschluckt, Anja hat mir Wadenwickel (auch in der Nacht) gemacht, denn das Fieber stieg immer wieder deutlich über 39°. Zudem musste ich mich des öfteren übergeben. Je länger das Fieber anhielt, desto schwächer wurde ich. Auch Anja wurde von Tag zu Tag schwächer. Auf ihr lastete die ganze Zeit über die Verantwortung für mich zu sorgen. Niemand hat sich ansonsten um mich gekümmert. Klar kamen meine ghanaischen Kollegen jeden Tag vorbei um zu sehen, wie es mir geht, aber keiner kam mal auf die Idee zu helfen. Niemand verantwortliches von PCC hat sich mal blicken lassen. So verstrichen die Tage.

Am Sonntag kam Inneke vorbei und ich glaube, dass mein Anblick sie wirklich geschockt hat. Plötzlich musste alles ganz schnell gehen und ich sollte mir doch überlegen, ob ich nicht doch sofort nach Techiman ins Krankenhaus wollen würde. Ich habe dem dann zugestimmt und Inneke hat einen ihr bekannten Arzt dort angerufen und schon mal bescheid gegeben, dass ich komme und wir auch ein Privatzimmer benötigen. Sobald sich das auf PCC rumgesprochen hat, standen auch ganz plötzlich 2 offizielle Personen (Emma Coordinator, Mr. Buffo) von PCC in meinem Zimmer. Zuvor hat sich ja wie bereits gesagt wirklich kein Schwein um mich gekümmert. Alles blieb an Anja hängen- auch die komplette Verantwortung für meine Gesundheit und meine Behandlung. Patricia (die höchste Caregiverin) wurde auch noch
gerufen, um mir bzw. Anja beim packen zu helfen. Eigentlich haben alle das Chaos noch viel größer gemacht, aber irgendwie war dann doch alles in Taschen gepackt und Mr. Buffo hat uns zum Krankenhaus gefahren. Von der Fahrt und auch von dem Abend und der 1. Nacht im Krankenhaus weiß ich so gut wie nichts mehr. Ich saß mit Anja bei dem Arzt und war nicht mehr in der Lage zu sprechen. Anja hat die ganze Zeit mit dem Arzt geredet und ihm meine Krankengeschichte geschildert. Mir wurde Blut abgenommen und ein Zugang für Infusionen gelegt. Ich weiß noch, dass der Arzt natürlich ganz ghanaisch meinte, dass ich bald wieder „fine“ bin und mir mal keine Sorgen machen soll. Leichter gesagt als getan, denn zu dem Zeitpunkt habe ich schon 1 Woche mit dem Fieber gekämpft und 50 Tabletten geschluckt. Die Diagnose vom Arzt war soweit ich mich erinnern kann: Lungenentzündung.
Unser Privatzimmer bestand aus 2 Betten, einem Kleiderschrank, einem funktionierenden Kühlschrank!!! und einem Badezimmer. Der Arzt hat mir Infusionen und Medikamente verschrieben, die Anja erstmal bezahlen gehen musste um sie dann in der Apotheke abholen zu können. In Ghana ist es in den Krankenhäusern so, dass man immer eine Begleitperson braucht, die die Aufgaben übernimmt, die bei uns in Deutschland eine Krankenschwester eigentlich übernehmen würde.
Zum Glück meinte der Arzt noch, dass er uns am nächsten Tag eine deutsche Ärztin vorbei schicken würde.
Das wir ein Privatzimmer hatten war wirklich wichtig, denn ansonsten hätte ich mit 30 anderen Patienten in einem großen Saal gelegen und Anja hätte auf einem Stuhl oder dem Boden schlafen müssen.
Die Nacht verging irgendwie mit Fieber, schwitzen, Durchfall und erbrechen.
Morgens hat die Krankenschwester Blutdruck und Fieber gemessen und meinte natürlich auch: You will be fine. Das mein Blutdruck total im Keller war muss ja nicht noch erwähnen.
Vormittags kam dann die deutsche Ärztin und ein holländischer Medizinstudent vorbei. Der Name der Ärztin ist Dr. Maier und sie arbeitet seit 2 Jahren auf der Kinderstation des Krankenhauses. Sie wird für weitere 10 Jahre im Holly Family Hospital von Techiman arbeiten. Sie hat sich meine Krankenakte geben lassen und hat sich die Krankengeschichte auch noch mal persönlich erzählen lassen. Sie meinte sofort, dass ich ganz klar Typhus habe. Alles würde passen. Ich habe sie gefragt, wie sicher sie sich ist, denn für mich ist es die ganze Zeit so furchtbar, dass jeder Arzt was anderes sagt. Sie meinte, dass sie sich zu 100% sicher ist und sie mir es auch schriftlich geben würde. Sie sagte aber auch, dass ich geduld haben muss und das Fieber erst nach 5 Tagen weg sein würde. Sie hat dann natürlich die Medikation geändert und Anja musste sich wieder auf den Weg machen um alles zu besorgen. Ich war etwas erleichtert, denn es tat gut auf deutsch mit der Ärztin zu sprechen und sich auch verstanden zu fühlen. Von den ghanaischen Ärzten und auch Krankenschwestern habe ich mich die ganze Zeit über nicht ernst genommen gefühlt. Dr. Maier hat uns sogar noch gefragt, ob wir noch was benötigen würden und hat vorgeschlagen, dass sie uns Abendessen vorbei bringen würde und Marmelade fürs Frühstück. Anja und ich waren geplättet und haben diese Ärztin als richtigen Segen empfunden. In ghanaischen Krankenhäusern wird kein Essen und auch keine Getränke bereit gestellt. Auch darum musste sich Anja die ganze Zeit kümmern und die Lebensmittel in der Stadt einkaufen. Somit haben wir uns riesig gefreut, dass wir abends etwas warmes zum Essen bekommen.
Gegen 11 Uhr kam dann die Visite vorbei und ich habe zum gefühlten 50. mal erzählt, warum ich hier bin. Der holländische Medizinstudent war auch mit von der Partie. Wenn ich mich recht erinnere habe ich noch mal Tabletten gegen den Durchfall aufgeschrieben bekommen. Verrückter Weise sollte ich laut Tablettenplan morgens, mittags und abends jeweils 2 Paracetamol schlucken, egal ob ich zu dem Zeitpunkt Fieber habe oder nicht. Das ist doch verrückt oder?!? 8 Paracetamol am Tag und dazu noch all die anderen Tabletten, Infusionen und Spritzen. Natürlich habe ich mich immer geweigert die Tabletten zu schlucken, wenn ich kein Fieber gehabt habe. Natürlich fanden das die Krankenschwestern nicht so toll und
meinten, dass ich die Medis schon nehmen muss um gesund zu werden. Die Krankenschwestern habe mich bestimmt verflucht, denn bei jeder Tablette, die ich schlucken sollte habe ich erstmal gefragt, wofür die ist, was in den Infusionen drin ist usw. Ja ich war eine schwierige Patientin. Am Abend kam tatsächlich Dr. Maier vorbei und hat uns Kartoffeln mit Gemüse und Würstchen gebracht. Ich war immerhin in der Lage ein Würstchen und einen Bissen von der Kartoffel zu essen. Die Nachtschwester kam um mir neue Infusionen und Medis zu geben, Fieber zu messen und um mir zu sagen, dass ich bald wieder „fine“ bin. Die Tabletten gegen den Durchfall habe ich eigentlich immer sofort wieder ausgebrochen.
Morgens um 7 Uhr wurde wie immer Fieber und Blutdruck gemessen.

Der Dienstag war ein furchtbarer Tag. Morgens hatte ich schon 39° Fieber und habe 2 Paracetamol geschluckt. Das Fieber ging dann gerade mal runter auf 38,8°. Es ist dann aber wieder gestiegen. So lag ich da in meinem Bett und habe wirklich vor mich hin vegetiert. Den ganzen Vormittag und Mittag ist das Fieber nicht runter gegangen. Eine Krankenschwester und ein Krankenpfleger kamen vorbei und ihnen habe ich gesagt, dass ich seit mehreren Stunden Fieber habe, schon Paracetamol genommen habe, es aber nicht runter geht. Sie haben nur gelacht und meinten, was sie tun sollen. Ich war so sauer, habe mich überhaupt nicht ernst genommen gefühlt und musste anfangen zu weinen. Damit konnten die beiden nunmal überhaupt nicht umgehen und haben noch mehr gelacht. Meinten ich sollte nicht weinen, denn das würde Anja sehr weh tun. Ich habe argumentiert, dass Anja und ich aus einem anderen Kulturkreis kommen und es ok ist, wenn ich weine. Dafür hatten sie nun mal überhaupt kein Verständnis (wie gesagt in Ghana weint man nicht). Zumindest konnten wir ihnen sagen, dass sie doch den Arzt vorbei schicken sollen. Der ghanaische Arzt und auch der holländische Student kamen vorbei und beiden hat man angesehen, dass sie Ratlos waren. Plötzlich meinten sie noch allerhand Untersuchungen mit mir machen zu müssen. Mir wurde Blut abgenommen für ein großes Blutbild und um es nochmals auf Malaria zu untersuchen, ich musste eine Stuhlprobe abgeben und meine Lunge wurde nochmals geröntgt. Der Student hat dann zugegeben, dass sie alle etwas ratlos sind und nicht wirklich wissen, was ich habe. Evt. hätte ich auch Tuberkulose. Da war es bei mir und Anja vorbei. Wir waren fertig mit der Welt und mit den Nerven. Ich wollte nur noch nach Deutschland. Wir hatten das Gefühl, dass sie einfach mal an mir rumhantieren. Ich habe meinen Papa angerufen, ihm alles geschildert und gesagt, dass ich unbedingt nach Accra in ein Krankenhaus will und dann nach Deutschland fliegen will, sobald ich transportfähig bin. Sie haben dann mit bezev und der Versicherung telefoniert. Heraus kam, dass die Versicherung mich nur dann nach Accra mit einem Krankentransport fahren lassen würde, wenn Dr. Maier ihr schriftliches OK geben würde. Dr. Maier und die Versicherung waren im ständigen Kontakt und meinten, dass ich gut aufgehoben bin Techiman. Am Abend kam Dr. Maier (auch mit Essen) und wir haben ihr die Situation geschildert. Sie war von der Idee mich nach Accra zu schicken nicht begeistert und meinte, dass ich halt noch Geduld haben muss, bis die Medis wirken. Sie ist dann noch mal raus, um meine Krankenakte zu holen, denn von den ganzen Untersuchungen die gemacht wurden sind, hat uns bis dahin natürlich niemand über die Ergebnisse aufgeklärt. Ich habe meinen Papa angerufen, weil ich so sauer und verzweifelt war, dass sie mich nicht gehen lassen will. Er hat dann mit ihr gesprochen und plötzlich war es dann doch kein Problem mehr, dass sie ein Schreiben aufsetzt und es am nächsten morgen an die Versicherung faxt, dass ich doch besser nach Accra transportiert werde. Ich war glücklich, denn an dem Tag war mir alles zu viel und ich hatte wirklich Angst um mein Leben. Dr. Maier konnte mit immerhin sagen, dass mein Stuhl ohne Befund ist, dass mein Blutbild ganz klassisch für Typhus und jetzt auch wieder Malaria stehen würde und ich zudem eine Lungenentzündung habe. Da war ich wieder mal geschockt- all diese Diagnosen. Natürlich wurden wieder meine Medikamente umgestellt- nur das Medikament gegen Typhus wurde konsequent gegeben. Am späten Abend stieg das Fieber wieder und mir ging es mal wieder richtig beschissen. Die gleiche Nachtschwester wie immer kam und sie war dann doch auch besorgt um mich.
Plötztlich fing sie an und meinte, dass sie sich um mich kümmern müsste. Sie hat sich ohne zu fragen ein Tshirt geschnappt, es klitschnass gemacht und mich von oben bis unten abgerieben. Ihr müsst euch eine richtig gut gebaute ghanaische Mama vorstellen, die mir das nasse Tshirt auf den Körper geklatscht hat. Sie hat die Beine auseinander gerissen, um auch die Schenkel ordentlich zu bewässern. Die Situation war so skuriell: Erst kümmert sich kein Schwein um mich und dann kommt diese Nachtschwester und weicht für 2 Stunden nicht mehr von meiner Seite. Sie hat sich auch noch zu Anja aufs Bett gesetzt und hat mit ihr Deutsch gelernt und versucht in ihrem deutschen Buch zu lesen. Ne es war einfach unglaublich- nachts um 1 ist sie dann endlich mal gegangen, aber sie hat uns immerhin etwas aufgeheitert und auch das Fieber ist gesunken. 

Am nächsten morgen haben Anja und ich noch mal die Köpfe zusammen gesteckt und in ruhe überlegt, wie wir jetzt weiter vorgehen und ob ich nun nach Accra soll oder nicht. Wir kamen zu dem Entschluss, dass es doch nicht gut ist, wenn ich die 7 Stunde reise und dem Medikamenten doch noch eine Chance gebe werde. Ich habe meine Eltern informiert und auch sie meinten, dass es besser wäre, wenn wir die Ruhe bewahren und in Techiman bleiben. Dr. Maier kam vorbei und sie fand unsere Entscheidung auch gut. Zum Glück ging es mir am Mittwoch auch besser. Ich musste nicht mehr erbrechen und konnte deutlich mehr essen als noch am Vortag. Eine Freundin aus Kumasi kam vorbei um mich zu besuchen. Es war gut, dass sie da war, denn so wurden Anja und ich abgelenkt und auf andere Gedanken gebracht.

Donnerstag ging es mir dann wirklich besser. Ich konnte aufstehen und im Zimmer umher gehen, alleine zur Toilette gehen, mir was zu trinken machen.... Das Fieber war weg und es hat sich so gut angefühlt. Alle Ärzte und Schwestern waren auch ganz begeistert und haben sich mit mir gefreut. Auch der Durchfall wurde immer weniger.

Am Freitag morgen ging es mir so gut, dass ich gleich bei der Visite gefragt habe, ob ich nicht nach hause gehen könnte. Diese Entscheidung wollten sie Dr. Maier überlassen, die erst Mittags nach mir gesehen hat. Sie hat dann ihr ok gegeben und um 16 Uhr saß ich bei Mr. Buffo im Auto.
Es war so schön wieder auf PCC angekommen zu sein- zuhause! Die Kinder haben sich auch gefreut mich zu sehen und kamen angelaufen um mich zu begrüßen.
Da mir Dr. Maier noch Bettruhe verordnet hat und ich mich sehr schwach gefühlt habe, bin ich erstmal wieder mein Bett hüten gegangen:-) Am Wochenende habe ich viel gelesen, bin aber auch raus aus meinem Zimmer um auf dem Gelände herumzulaufen. Am Sonntag kam Dr. Maier vorbei und sie hat sich sehr gefreut mich draußen zu sehen und meinte auch, dass ich wieder richtig gut aussehen würde- kein Vergleich zu den Tagen im Krankenhaus :-)

Am Montag musste ich zum Checkup ins Krankenhaus zu Dr. Maier. Als sie irgendwann Zeit für uns hatte, musste ich ihr direkt mein neues Leid klagen. Von dem Zugang in meinem Unterarm hat sich eine Entzündung gebildet. Mein linker Unterarm war geschwollen, hart und schmerzhaft. Dagegen hat sie mir Tabletten aufgeschrieben und auch ein Rezept für Eisentabletten hat sie mir ausgestellt. Die restliche Zeit haben wir zum plaudern genutzt. Im Anschluss mussten wir wie immer erst die Medikamente bezahlen und sie dann bei der Krankennhausapotheke abzuholen. 

So das wäre erstmal alles, was ich zu meiner Krankengeschichte zu schreiben habe. Nochmal muss ich sagen, was für ein Segen es war Dr. Maier kennen gelernt zu haben. Sie hat mich von Anfang an konsequent gegen Typhus behandelt- das war mein großes Glück, denn ansonsten hätte ich einen Darmbruch erleiden können mit Not-op und allem drum und dran.... Auch menschlich ist sie toll und ich werde mit ihr in Kontakt bleiben.
Hier auch noch mal ein riesen DANKESCHÖN an Anja- ohne dich hätte ich das alles nicht überstanden. Auch DANKE an all meine lieben Freunde und meine Familie in Deutschland für die Unterstützung und die Kraft die ihr mir gegeben habt!

Ach so: Anja und ich sind uns sicher, dass ich mir das Typhus bei einem Friedegg- Stand in Techiman geholt habe. Am morgen als wir von Bui gekommen sind haben wir dort gefrühstückt und ab dann ging es mir zunehmend schlechter und auch Anja hatte Bauchschmerzen. Der Unterschied zu mir und Anja war, dass sie gegen Typhus geimpft war und ich halt nicht!

Heute geht es mir wieder gut. Ich bin noch schwach und viel müde, aber das war es dann auch schon.