Freitag, 22. Oktober 2010

3 Monatsbericht

Kann es wirklich wahr sein, dass schon 3 Monate meines Freiwilligendienstes vorbei sind!?! Zumindest laut Kalender ist es die Wahrheit und nachdem, was ich schon alles erlebt habe irgendwie auch...

Als ich bei PCC angekommen bin war ich die ersten Tage schon etwas „geschockt“. Alles war und ist einfach so anders als in Deutschland. Die Kinder tragen keine Pempers und manche machen somit in die Hose, man füttert mit der Hand, alle sind etwas „schmuddelig“ und man selbst auch eigentlich fast immer, ich verstehe keinen Brocken Twi.....
Zudem kam hinzu, dass natürlich das Klima ein ganz anderes ist. Die Luftfeuchtigkeit ist hoch und warm ist es dabei.
Alle Ghanaer sahen am Anfang für mich doch gleich aus und die Namen waren unaussprechlich. Aber nach 3 Monaten kann ich bestätigen, dass doch wirklich alle anders aussehen :-)
Auch musste ich mich erst wieder ans Englisch sprechen gewöhnen. Es ist in den vergangenen Jahren doch etwas eingerostet und musste es erst wieder aus den Schubladen hervor holen. Zudem sprechen die Ghanaer doch ein anderes Englisch als die Deutschen. Am Anfang musste ich oft nochmals nachfragen und sie es wiederholen lassen. Nach 3 Monaten ist mein Englisch um 150% besser und ich verstehe die Ghanaer (meist) auf Anhieb.
Schwierig ist es für mich, die hier übliche Sprache Twi zu lernen. Aus der Schule weiß ich, dass ich nicht das Talent habe Sprachen schnell zu lernen und somit kann ich noch nicht soooo viel.... aber für etwas Smalltalk reicht es dann doch schon.

Aber so ziemlich alles ist Schnee von Gestern und ich muss ehrlich sagen, dass es mir sehr gut geht und ich es genieße hier zu sein. Ich bin froh und dankbar, dass ich nur die erste Woche etwas mit Heimweh zu kämpfen hatte und ab dann die Telefonate mit Familie und Freunden genießen konnte. Klar vermisse ich sie, aber doch auf eine zum Glück angenehme Weise.

Die ersten 3 Wochen hat Lena mich in die Workshoparbeit eingeführt. Ich übernehme ihre Position als stellvertretende Workshopleitung. Es war sehr gut, dass Lena da war und mir alles gezeigt hat. Aber manchmal habe ich mich auch etwas unwohl gefühlt, denn Lena ging es so gut hier und sie war auch sehr beliebt bei den ghanaischen Mitarbeiten und den Kinder. Ich habe mir Sorgen gemacht, dass wir einfach immer verglichen werden und sie mehr gemocht wird als ich. Ich weiß aber auch, dass Lena es genauso ging.
Meine Beziehung zu Lena ist aber super gut und wir sind echte Freunde geworden. Vor 1,5 Wochen hat sie PCC nach knapp 15 Monaten verlassen und der Abschied viel sehr, sehr schwer.

Zurück zu meiner Arbeit im Workshop. Die ersten Wochen, in denen ich nun die alleinige stellvertretende Workshopleitung übernommen hatte, waren aus den unterschiedlichsten Gründen nicht immer so einfach. Ein Grund davon war, dass manche Caregiver vom Workshop aufgehört haben bei PCC zu arbeiten und wir nun 2 neue Mitarbeiter in der Beadshall haben. Diese müssen erstmal eingearbeitet werden, aber zum Glück sind sie auf Zack und verstehen schnell.
Nach 3 Monaten weiß ich was zu tun ist und wenn nicht, dann kann ich immer noch fragen :-).
Zum Großteil besteht meine Arbeit im Moment daraus:
- wöchentliche Berichte über Produktion der letzten Woche (Produkte zählen, Qualtiät kontrollieren, aufschreiben und die Daten in den Computer übertragen)
- Qualitätssicherung der Produkte
- Supervision der Beadshall, wo unser Schmuck hergestellt wird
- Alle 3 Monate Inventur
- Vorbereitung von Exportprodukten nach Holland

Zudem habe ich im Moment vor, mein Hauptaugenmerk etwas mehr auf die Förderung jeden einzelnen Kindes zulegen, was bis jetzt nämlich leider kaum oder gar nicht berücksichtigt worden ist. Viele Kinder arbeiten seit Monaten oder Jahren?!? an den einfachsten Ketten und ich bin mir sicher, dass sie deutlich mehr Fähigkeiten haben.

Zudem werde ich mir einige Gedanken zu unseren Produkten machen und hoffentlich neue Produktideen entwickeln können. Wir haben viele Abnehmer in Holland und somit wären „europäische Ideen“ für sie ganz nett.....

Zu meiner Arbeit im Workshop arbeite ich noch jeden Vormittag 2 Stunden im Computerraum. Von 8.30- 9.30 Uhr unterrichte ich Paa Yaw in Englisch. Er kann nicht sprechen und das Ziel ist es wohl, dass er irgendwann mal einen Sprachcomputer benutzen kann. Die Arbeite gestaltet sich aber schon als langwierig und schwierig. Am Anfang habe ich die Farben mit ihm wiederholt, da ich von Lena weiß, dass sie daran lange Zeit gearbeitet haben und er sie eigentlich können müsste. Leider musste ich feststellen, dass er die Farben nur zum Teil beherrscht und oft durcheinander bringt. Somit habe ich die Farben noch mal wiederholt. Um ihn mehr zu motivieren arbeiten wir im Moment daran, dass er lernt, sein Lieblingslied zu schreiben. Der Inhalt setzt sich nur aus den Worten: Head, shoulder, knees and toes zusammen. Daran arbeiten wir nun schon seit geschlagen 4 Wochen und am Freitag war zum ersten Mal alles richtig :-) Da ich kein Lehrer bin, sind die Variationen der Methodik nicht allzu groß, aber ich gebe mein bestes und gehe jeden Tag von neuem motiviert an die Arbeit.
Im Moment wird auf dem PCC Gelände ein Bildungszentrum errichtet und wenn es fertig ist, dann fällt auch der Computerraum nicht mehr unter die Workshop- Verantwortlichkeit.

Von 10.30- 11.30 Uhr bin ich mit Kojo Evans im Computerraum. Er ist 30 Jahre alt und ich unterstütze ihn in der Nutzung des Computers. Es gibt kein konkretes Lernziel. Kojo entscheidet eigenständig, was er machen will. Oft spielen wir Karten oder andere Lernspiele.

Jeden Morgen von 7 bis 8 Uhr werden mit einigen Kindern physiotherapeutische Übungen gemacht. Ich hatte mir überlegt, dass ich gerne Ergotherapie für Shalomina anbieten würde. Sie hat eine Halbseitenlähmung und läuft am Rollator. Ich habe dieses mit Emma (einen Verantwortlichen von PCC) besprochen und auch er fand die Idee auf Anhieb gut. Somit mache ich jetzt jeden morgen von 7.30- 8.00 Uhr ergotherapeutische Übungen mit Shalomina. Das macht mir wirklich viel Spaß, gestaltet sich aber natürlich auch hier als schwieriger als in Deutschland. Zum einen fehlen mir die gewohnten Materialien und zum anderen kann Shalomina kein englisch sprechen. Zudem ist es doch sehr unruhig und gefühlte tausend Kinder springen um einen herum.

Ansonsten habe ich den ersten Monat in dem Freiwilligenhaus von PCC gelebt und bin dann in eine Gastfamilie gezogen. Leider war das zu Beginn ein unerfreuliches Erlebnis. Denn als ich an dem Haus angekommen bin wurde mir einfach eine andere Familie (bestehend aus einer Person!!) als Gastfamilie vorgestellt. Ich hatte von Beginn an das Gefühl, dass sie nur hinter meinem Geld her war und ich fand es schon sehr unverschämt, dass einfach hinter meinem Rücken entschieden worden ist, dass nun jemand anderes für mich kochen soll. Somit habe ich mich entschieden die Gastfamilie zu wechseln. In meiner neuen Familie fühle ich mich wohl. Ich habe guten Kontakt zu Sister Thearesa und Brother Sampson. Beide sind in meinem Alter. Wie lange ich in der Gastfamilie leben werde kann ich jetzt noch nicht sagen, aber sicher sind schon mal 3 Monate.

Dann gibt es noch was sehr erfreuliches zu Berichten: Ich habe eine Aufenthaltsgenehmigung für ein Jahr bekommen!!!

So jetzt höre ich mal auf zu schreiben, denn es ist schon spät und das Leben startet hier sehr, sehr früh. Ich hoffe trotz der Kürze des Berichtes, dass ihr doch einen kleinen Eindruck von meinem Leben und meiner Arbeit hier bekommen habt. Wenn ihr Fragen habt, dann fragt :-).

Eure Ina

Keine Kommentare:

Kommentar veröffentlichen