Montag, 17. Januar 2011

6 Monatsbericht

Kaum zu glauben aber wahr: Ich bin nun 6 Monate in Ghana (naja um ehrlich zu sein erst morgen ;-)). Halbzeit.
Die Zeit verfliegt immer noch wie im Fluge.

Seit einem Monat lebe ich nun auf dem PCC Gelände. Ich habe zuvor 4 Monate in einer Gastfamilie gelebt, habe mich dann aber doch entschieden wieder zurück nach PCC zu ziehen. Ich habe sehr gerne in der Gastfamilie und vor allem in dem Haus gelebt, aber es war auch anstrengend. Ich hatte das Gefühl irgendwie immer präsent sein zu müssen und hatte kaum Zeit für mich. Außerdem wollte ich auch gerne etwas mehr Kontakt mit meinen Kollegen in PCC verbringen.
In der Gastfamilie habe ich viel über die ghanaische Kultur gelernt. Mir wurde die Sprache Twi beigebracht (mit mehr oder weniger großem Erfolg :-)) und ich habe das Essen kennen gelernt. Das Thema Essen war nicht immer ganz so einfach, denn die Ghanaen empfinden es als unhöflich, wenn man nicht aufisst. Es heißt immer: Eat all! You have to grow! Und sie meinen es wirklich so. Das ist auch der Grund, warum ich jetzt doch leider zugenommen habe, aber das finde hier ALLE ganz toll und meine Gastmutter ist stolz auf sich, da sie mich gut beköstigt :-) Nun gut.
Hier in PCC lebe ich jetzt in meinem eigenen kleinen Raum. Dieser gehört zu den Gästehäusern und liegt 2 Gehminuten vom Freiwilligenhaus entfernt. Somit habe ich immer die Wahl wie viel oder wie wenig Kontakt ich zu den anderen Freiwilligen habe will. Denn zum Teil ist es anstrengend so viele kommen und gehen zu sehen (die meisten bleiben nur für 3 Monate). Außerdem habe ich sehr, sehr guten Kontakt zu Anja. Sie wohnt direkt neben mir und es tut gut sich mit ihr über unsere Erfahrungen, die Arbeit, die Kinder, die Kultur, die Caregiver, unsere Gefühle usw. auszutauschen. Sie ist nun seit 4 Monaten hier und es ist schön, dass sie da ist.

Nun zu meiner Arbeit. Ich bin immer noch stellvertretende Workshopleitung und arbeite zum Großteil in der Perlenhalle.
Seitdem ich mich eingearbeitet habe, versuche ich, dass die Kinder mehr gefördert werden können. Ich habe angeregt die Tischordnung zu ändern. Jetzt gibt es einen Tisch mehr und an diesem werden die etwas anspruchsvolleren Halsketten, Schüsselanhänger und Armbänder hergestellt. Die Kinder an diesem Tisch brauchen natürlich mehr Anleitung und auch Unterstützung. Für mich ist es kein Problem mich auf das jeweilige Kind einzustellen und mit ihnen in Ruhe an einem Produkt zu arbeiten, aber für die Caregiver ist es zum Teil schwierig. Ihnen fehlt zum Teil die Geduld und auch das Verständnis von Behinderung. Das mache ich ihnen aber in keinster Weise zu Vorwurf, denn sie haben es einfach nicht gelernt.
Zum anderen habe ich neue Ohrringe und Armbänder „entworfen“. Bei den Armbändern fehlt mir leider noch die zündende Idee für den Verschluss, aber die Ohrringe wurden bereits von Gästen gekauft :-) Ausserdem werden jetzt Tischsets und Kopftücher hergestellt und verkauft.
Jeden Morgen von 8.30 bis 9.30 Uhr bin ich immer noch im Computerraum mit Paa Yaw. Wie im letzten Bericht geschrieben ist hier das Zeil, dass er den Sprachcomputer benutzen kann. Aber leider glaube ich, dass diese Ziel, zumindest nach jetzigen Stand viel zu hoch gegriffen ist. Er kann das gelernt nicht abrufen. Am Anfang habe ich für 2 Monate mit ihm z.B. die Grundfarben mit den verschiedensten Methoden gelernt. Es machte auch für mich den Anschein, als wenn er am Schluss sie wirklich zu kennen schien. 2 Wochen habe ich dann andere Dinge mit ihm geübt und bin dann noch mal die Farben durchgegangen. Leider hat er zu dem Zeitpunkt die Hälfte nicht mehr richtig abrufen können. Das ist schon frustrierend, denn auch von Lena weiß ich, das Paa Yaw bei ihr auch kaum was abspeichern konnte. Auch glaube ich, dass Paa Yaw nicht wirklich motiviert ist etwas zu lernen oder den Sprachcomputer zu benutzen. 

Mit Kojo Envans bin ich von 10.30 bis 11.30 im Computteraum. Hier gibt es keine Veränderung. Er spielt weiterhin die Spiele, die er spielen möchte und ich unterstütze ihn dabei.

Auf dem PCC Gelände wurde ein Bildungszentrum errichtet. Wenn alles gut läuft, dann kann es endlich im März eröffnet werden. Die Kinder, aber auch die Caregiver sollen davon profitieren und mehr gefördert, gebildet und zum Lernen und Spielen angeregt werden. Geplant ist, dass der Computerraum vom Workshop in das Bildungszentrum zieht. Somit fällt die Verantwortlichkeit auch nicht mehr unter Pauls und meine Leitung, sonder unter die Day-care Verantwortlichkeit. Trotzdem hoffe ich, dass ich weiterhin Paa Yaw, Kojo Evans oder ein anderes Kind „unterrichten“ kann. Albert hatte auch schon mal angefragt, ob ich es mir vorstellen könnte, einige Caregiver zu „unterrichten“. Warum nicht?!?
Wenn der Computerraum ausgezogen ist, dann haben wir einen Raum mehr zu Verfügung und überlegen im Moment, wie wir den am besten nutzen können und wofür.

Von 07.30 bis 8 Uhr habe ich immer noch Ergotherapie mit Shalomina. Das Ziel ist es, dass sie lernt selbständig und evt. sogar ohne Hilfsmittel zu laufen. Wir konnten auch schon Erfolge erzielen. Shalomina kann besser am Rollator laufen und auch mit deutlich weniger Unterstützung (z.B. an meiner Hand) kann sie laufen. Sie ist ein Sonnenschein und sehr motiviert. 

Leider ist in den letzten Monaten mein Fütterkind Innocentia verstorben. Ihr ging es in den Wochen zuvor schon nicht so gut und war auch leider kaum noch fröhlich. Trotzdem kam der Tod von ihr für mich sehr überraschend und hat mich sehr getroffen. Der Umgang mit dem Tod ist doch ganz anders als in Deutschland und ich war auch hier froh, dass Anja an meiner Seite war. Sie hat mich toll unterstützt und mir geholfen mit dem Tod von Innocentia umzugehen. Jetzt habe ich ein neues Fütterkind: Lisa. Mit ihr verstehe ich mich sehr gut und wir haben Spaß zusammen. Auch sie ist ein Sonnenschien.

Ich bin froh euch sagen zu können, dass ich meine Zeit hier in Ghana, Nkoranz, PCC wirklich genießen kann. Auch wenn ich nicht so großes Heimweh habe, gab es doch Momente, Tage und Wochen an denen ich wirklich gerne zuhause bei meiner Familie und meinen Freunden gewesen wäre. Hiermit eine dicke Umarmung an euch alle!


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